Von Frust und Lust

Starten wir aktuell Umfragen bezüglich Shopping und Co. hören wir immer wieder von Frust und Lust. Die einen sehnen sich nach Normalität und können mit den gegebenen Umständen nur schwerlich umgehen, die anderen akzeptieren sie und lassen sich die Freude am Konsum nicht nehmen. Warum wir so unterschiedlich reagieren, darüber habe ich mir mal so meine Gedanken gemacht und möchte euch nun daran teilhaben lassen. 

Ein Blick auf die Persönlichkeit 

Die vergangenen Wochen zeigten uns mehr als deutlich wie unterschiedlich unsere Persönlichkeiten aufgestellt sind. Während die einen die durch den Lockdown gewonnene Zeit für sich nutzten,  und sie als kleine Atempause ansahen im täglichen Kampf, so kämpften andere mit Einsamkeit und Existenz Ängsten. Mit Überforderung all jene die es einfach nicht schafften Homeschooling, Homeoffice, Haushälterin, Köchin und gute Ehefrau zu sein. Der Stresspegel stieg in den roten Bereich und somit wuchs die Unzufriedenheit. Zufriedenheit und Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben und dessen Umstände, genauso wie Ängste die uns plagen haben in allen Bereichen eine gravierende Wirkung auf uns. Geraten unsere Grundbedürfnisse nach Anerkennung und Sicherheit aus den Fugen verändern wir unser Handeln. Ziehen die einen sich zurück und leiden, haben keine Interessen mehr an irgend etwas schönem, so trösten sich andere mit wahllosem Konsum. Sei es nun die Tafel Schokolade oder die überflüssige Handtasche, wir müssen uns selbst belohnen. Wieder andere greifen zum geliebten Glas Wein, ob das schon am Mittag ist spielt keine Rolle mehr, uns sieht ja keiner. Lassen sich die einen hängen werden andere unendlich kreativ. Ein wahrlich bunter Strauß den wir hier erkennen, mit blühen Blüten und jenen die am verwelken sind. 

Küchentisch Psychologie für Anfänger 

Ich bin wahrlich keine Psychologin und will auch keine sein. Trotzdem fällt mir im Verhalten vieler gerade jetzt wieder eines ins Auge. Menschen die wenig Bestätigung von Dritten benötigen, ihren Selbstwert kennen, reagieren hier kaum auf die neue Normalität. Ganz nach dem Motto das Leben geht weiter wird hier keine Energie darin verschwendet sich auf zu regen oder sich in etwas hinein zu steigern. Sei es nun der Excess beim Online Shopping, dem nächtlichen Kühlschrank Besuch, die Tatsache dass der Urlaub eventuell nicht möglich ist, der Blick ins Glas Wein oder die Suche nach einem Schuldigen fürs eigene Leid. All dieses ist diesen Menschen fremd. Sie bleiben in allem gelassen. 

Frust und Lust

Nach all dem Gejammer der letzten Wochen können wir jetzt wieder anfangen eine gewisse Normalität zu genießen. Eigentlich wäre das bei geöffneten Läden und Restaurants wieder möglich. Aber nein, es wird weiter gemeckert. Die einen regen sich darüber auf Schlange zu stehen, die anderen über die Maskenpflicht. Die Dritten wiederum über zu volle Innenstädte. Und dann sind da wieder diese Minderheit, diese gelassenen Menschen welche sich einfach erfreuen Möglichkeiten einer Normalität zu haben. 

Die Qual der Wahl 

Ich möchte hier Probleme die den ein oder anderen plagen definitiv nicht klein reden. Wir alle kennen Situationen in unserem Leben die uns traurig, hilflos oder ängstlich zurückgelassen haben. Wir alle kennen sicherlich das Gefühl unzufrieden zu sein und wir alle haben sicherlich auch schon mal ein Ziel nicht erreicht. Natürlich gibt es hier auch die Schicksalsschläge die uns aus heiterem Himmel treffen können und alles bisher bekanntes von einer auf die andere Sekunde verändern. Keine Frage. Aber von solchen Härtefällen spreche ich nicht. Ich stelle sie auch nicht in Frage. Da jeder mit einschneiden Erlebnissen anders umgeht würde ich mir an dieser Stelle nie ein Urteil erlauben. An anderer Stelle erlaube ich mir aber ein Urteil. Wir alle, wie wir hier in dem schönen zivilisierten Deutschland leben, jammern auf hohem Niveau. 

Wenn Unzufriedenheit EnVogue geht

Immer wieder vergessen wir das wir eine Wahl haben wie wir mit gewissen Umständen umgehen. Es ist alleine unser eigene Entscheidung ob wir ein Ereignis zum Drama machen oder es einfach mal akzeptieren. Uns einfach an Dingen erfreuen die wir haben. Sicherlich ist hier ein Blick auf unsere schon oben erwähnten Grundbedürfnisse sinnvoll. Vor allem aber welchem Bedürfnis wir welche Prioritäten einräumen und warum wir das tun. Bei den Bedürfnissen nach Anerkennung zum Beispiel, wann ist dieses befriedigt? Reicht es mir ein Bad einzulassen, mich bei schönen Klängen zu entspannen, mich mit einer Gesichtsmaske zu verwöhnen und eine Körpercreme mit besonderem Duft auf zu tragen? Dazu ein Glas Wein und ein gutes Buch und meine MeTime ist perfekt? Reicht meine Anerkennung mir selbst gegenüber aus? Oder brauche ich die bewundernden Blicke Dritter, die mir das Gefühl geben gestreichelt zu werden? Reicht es mir mein Bedürfnis nach Nähe durch ein schönes Telefonat zu befriedigen, durch ein schönes Essen mit Freuden, dem Abend auf dem Sofa mit dem Partner oder brauche ich hier den großen Auftritt um mich als dazugehörig und geliebt zu fühlen? Reicht mir die Gewissheit, dass wir in einem Staat leben in dem es ein soziales Fangnetz gibt, ich eine schöne Wohnung und täglich etwas zu essen habe zur Befriedigung meines Grundbedürfnisses nach Sicherheit, oder bedarf es hier einer festen unausweichlichen Routine? Lasse ich mich wirklich in meiner Freiheit beschränken nur weil ich eine Maske trage und nicht unbedingt notwendige Reisen verschiebe? Oder ist mein Bedürfnis nach Freiheit hier aus Egoismus geboren? Vielleicht auch darin, dass ich mich so gerne zeige? Mein tolles Auto, meine tollen Taschen, meine exklusiven Reisen um hier die Anerkennung von Dritten  zu ergattern, die ich mir selbst nicht geben kann? 

Love, Stefanie 

4 Kommentare

  1. Ralph Moser
    Mai 24, 2020 / 08:45

    Hi, meckern auf hohen Niveau gefällt mir. Es ist halt faszinierend zu erleben wie Menschen darauf reagieren wenn Selbstverständlichkeiten nicht mehr möglich sind. Selbstverständlichkeiten, die keiner zu würdigen mehr wusste. Es ist wie mit dem Spielzeug, dass seinen Reiz verloren hat, erst wenn das Nachbarskind damit spielt, weil es die Eltern verschenkt haben vermisst man es und will es zurück. Gelassenheit ist auch eine Tugend und wird bei manchen in diesen Tagen auf die Probe gestellt. Gelassenheit hat nichts mit Gleichgültigkeit zu tun, auch ich beobachte genau wie die Verantwortlichen mit der Überlassung der Grundrechte des Souverän umgehen. Wir fahren in Deutschland und Österreich gut damit, andere Beispiele sind erschreckender Ungarn und auch die absolute Ausgangssperre wie in Spanien z.b, was ein Trauma für die Kinder. Uns gehts gut !! Ja Masken sind ätzend, mich nervt es, shit happens ich muss sie nur im Geschäft tragen und ÖVK. Kleinigkeiten erfreuen uns wieder. Was war es schön nach Wochen Lockdown wieder im Restaurant zu sein. Entspannte Menschen um einen, mit Mindestabstand. Trotzdem kennengelernt. Eine Freundin zu treffen. Es wurde ein langer Abend. Mit guten Essen und viel guten Wein, musste sein als Belohnung. Urlaub fällt flach, meine Entscheidung könnte im Sommer wenn ich wollte, mit Beschränkungen Nöö keinen Bock. Nächstes Jahr wird doppelt so gut. Eine Freundin sprach von Entschleunigung, blödes Wort, trifft es aber. Weniger Hektik, mehr Zeit, und das ist das wesentliche Zeit. Zeit kann man nicht vermehren, der Tag hat 24 Std nutzt sie, sinnvoll

    • Mai 24, 2020 / 08:50

      Hi Ralph,
      ja, bin da bei dir, genau so sieht es aus und deine Freundin hat recht – auch ich benutze gerne das Wort Entschleunigung. Ich denke auch viele haben es vergessen mal zwischen drinnen dankbar zu sein. In allen Bereichen des Lebens.
      Bis bald
      Stefanie

  2. Nicole Frank
    November 29, 2020 / 09:55

    Hallo,
    eher zufällig bin ich über Evelins Beitrag hier gelandet und freue mich gerade aufrichtig darüber, mich in der gelassenen Minderheit wiederzuerkennen, die ihr Leben trotz allem genießen kann.
    Das kann ich, obwohl ich in der Seniorenbetreuung arbeite und da ständig FFP2 Maske tragen muss.
    Und obwohl mein Mann und mein Vater mit zwei Monaten Abstand diesen Sommer einen Schlaganfall hatten und beide zur Risikogruppe gehören. Es geht beiden inzwischen wieder gut, auch wenn Besuche im Krankenhaus bei beiden nur sehr eingeschränkt möglich waren.
    Das kann ich, obwohl wir unseren Urlaub in Holland mehrmals verschoben und dann doch ganz abgesagt haben.
    Es ist eben so, dass wir dieses Jahr mit Corona leben müssen. Ob wir das mit Heulen und Zähneknirschen machen und alles, was gerade nicht geht, als größtmöglichen Verlust sehen, oder ob wir genießen was geht und bei Laune bleiben.
    Die gelassenen Genießer werden mit Sicherheit besser durch diese Pandemie kommen.
    Das Gute ist, dass man selbst entscheiden kann, wie man auf die Situation reagiert und zu welcher Gruppe man gehören möchte.
    Dass man dabei eine Maske trägt, Abstand hält und sich gründlich und lange die Hände wäscht ist zwingend erforderlich und nicht verhandelbar.
    Meine Gelassenheit geht mir nur dann flöten, wenn ich Menschen sehe, die ohne jede Vorsichtsmaßnahme, ohne Maske und ohne Abstand dagegen demonstrieren.
    Im Übrigen bin ich der festen Überzeugung, dass wir jetzt keine so absurd hohen Zahlen hätten, wenn die ganze Welt in diesem Jahr mal Urlaub im eigenen Land gemacht hätte.
    Bleibt gesund, bleibt zuhause und genießt alles, was gefahrlos geht.
    Liebe Grüße
    Nicole (queeninsilver auf Instagram)

    • November 29, 2020 / 10:10

      Liebe Nicole,

      Erst einmal freut es mich dich hier auf meinem Blog als Leserin begrüßen zu dürfen und danke Dir für Deinen ausführlichen und sehr persönlichen Kommentar. Ich freue mich sehr immer wieder über Gleichgesinnte.

      Ganz liebe Grüße und einen wunderschönen ersten Advent
      Stefanie

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