
Normalerweise wollte ich euch hier und heute einen neuen Trend vorstellen. Normalerweise wollte ich dabei lustig Anekdoten aus dem Alltag einfließen lassen, wie so oft. Normalerweise …
Nun, Anekdoten gibt es, ob sie lustig sind wage ich zu bezweifeln, ich würde sie eher absurd nennen, bis vor ein paar Tagen irgendwie für mich auch unvorstellbar. Es fühlte sich unwirklich und irgendwie auch bedrückend an. Wirklich beschreiben kann ich es nicht, aber damit ihr versteht um was es geht und was mir für heute die Lust an der Mode gründlich verhagelt hat erzähle ich euch jetzt.
Weit weg von Normalerweise
Normalerweise lebe ich mein Leben in der Großstadt wie Hunderttausende andere auch.Leichten Herzens genießen wir die Vorzüge des Großstadt Dschungels, die Freiheit zu jeder erdenklichen Zeit ein zu kaufen, essen zu gehen, sich mit Freunden zu treffen, ins Kino, in die Oper oder ins Theater zu gehen, den Schweiß im Fitnessstudio in Strömen fließen zu lassen, unseren Job zu machen, schnell mal zum Flughafen oder in die Bahn weil der Job oder das Privatleben danach verlangt. Unbedarft lebten wir mit einer absoluten Selbstverständlichkeit unser Luxus City Leben. Der typische Großstädter halt. Dann vor Monaten der große Schock. Der Lockdown kam. War das schon so absurd weit von unserem normalen Leben entfernt nahmen wir es doch meist mit Humor. Wurden kreativ in unseren vier Wänden und reagierten flexibel auf die neuen Gegebenheiten. Ich persönlich genoss diese angeordnete Pause, vergrub mich in meinen Büchern und freute mich eines Lebens mit viel Ruhe und Schlaf. Die Einschränkungen der sozialen Kontakte traf mich nicht weiter, nutze ich doch schon lange Skype und Co zur Kommunikation da meine Familie und einige Freunde weit auf der Welt verstreut sind. Kaum merklich schlich sich zwar ab und an mal der Gedanke an mein altes Leben, meinen alten Job ein, aber es war eher wie eine romantische Fantasie. Ein heimelig warmer Blick in eine schöne Vergangenheit. Nachdem das Leben wieder anlief, waren solch fast schon melancholischen Momente schnell vergessen und wir stürzten uns trotz Auflagen wieder ins Leben. Mit steigenden Temperaturen stieg gleichzeitig die Aktivität. So trafen wir uns wieder zum Essen, lebten unser Leben, waren vorsichtig, bis auf wenige Ausnahmen. Ja, wir waren Nahe dran unser großstädtisches Leben wieder in vollen Zügen genießen zu können. Und dennoch gab es hier an diesem Punkt schon den schleichenden Konflikt. Hielten sich die einen akribisch an die vorgegebenen Maßnahmen so wurden sie auf anderer Seite strickt ignoriert. Freuten sich die einen ob der wiedergewonnen Freiheit, so lamentierte andere über die Einschränkungen selbiger. Langsam aber sicher bildeten sich unausweichlich Fronten. Über dem allen hing neben dem hässlichen Virus, der sich schnell und unaufhaltsam wieder vermehrt verbreitete, eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Sei es die US Wahl oder die Entscheidungen unser Regierung die mit geradezu fanatischem Arrangement angezweifelt oder verteidigt wird ist hier völlig irrelevant. Was beängstigend ist ist die Vehemenz. Die Akteure wünschen sich gegenseitig die Pest an den Hals, beschimpfen sich als dumme naive Trottel. Menschenverachtende Äußerungen die jegliche Grundsätze einer offenen Diskussion im Keim ersticken sind an der Tagesordnung. Der Streit allgegenwärtig. Der Hass auch.
Normalerweise bin ich seltenst von sich Dissonanzen persönlich betroffen. Nicht das im persönlichen Umfeld immer alles Friede Freude Eierkuchen ist oder jeder immer der selben Meinung ist, bei weitem nicht! Aber bis vor wenigen Wochen gab es hier eine Streitkultur die Beleidigungen und Erniedrigungen des Gegenübers ausschloss. Anders heute. Heute musst du dich entscheiden, es gibt immer öfter nur noch schwarz und weiß, die Zwischentöne werden abgelehnt. Waren politische und religiöse Themen schon immer ein Minenfeld auf dem man sich nur mit äußerster Vorsicht bewegte, so kommt heute noch der Virus hinzu. Fassungslosigkeit macht sich da in mir breit.
Normalerweise fühle ich mich hier in meiner Stadt sehr wohl, auch wenn ich immer seltener die Vorzüge der Großstadt genieße. Nicht weil wir momentan wieder mit Einschränkungen zu leben haben und auch in meinem Wohngebiet hohe Auflagen gelten. Ich persönlich habe damit kein Problem die Wohnung nur mit Maske verlassen zu dürfen, es behindert mich nicht im geringsten und ich kenne es auch seit Jahren von meinen Aufenthalten im Ausland. Auch die eingeschränkten Reisetätigkeiten oder die nicht möglichen Restaurantbesuche drücken mir nicht auf die Stimmung. Klar ist es schön sich mal mit einer Freundin auf einen schnellen Kaffee zu treffen oder einen Kurztrip nach Italien zu machen, aber es ist in meinen Augen nicht lebensnotwendig. Es ist ein kleiner Verzicht der mir nicht weh tut. Im Gegensatz zu meinem Sicherheitsbedürfnis.
Normalerweise fühle ich mich in meiner Stadt und in meinem Umfeld sicher. Ich fühle mich wohl. Ich liebe es in dieser Betonwüste, die überraschend viel Grün aufzuweisen hat, mit seinen Wolkenkratzern zu leben. Ich mag den bunten Mix der Menschen die hier zu Hause sind.
Normalerweise beschleicht mich kein komisches oder bedrückendes Gefühl wenn ich mich in Frankfurt bewege, auch wenn es immer schon Plätze gab die ich vermied.
Normalerweise.
Normalerweise bin ich kein ängstlicher Mensch und auch wenn ich als sensibel und oft melancholisch gelte fühle ich mich selten bedrückt.
Normalerweise, denn seit einigen Tagen macht sich ein merkwürdiges Gefühl der Beklemmung in mir breit. Ob sie aus einer diffusen Angst wegen für mich als horrend hohen Zahlen des doofen Virus und der damit verbundenen Gefahr einer Ansteckung (auf gar keinen Fall will ich mir dieses Virus einfangen) verbunden ist, oder ob es das ist was in der Luft hängt weiß ich nicht. Für mich fühlt es sich an als würde sich ein mächtiges Unwetter zusammenbrauen. Eines was einer Naturkatastrophe gleichkommt und in mir den Wunsch nach Flucht in mein sicheres zu Hause offenbart. Ich verlasse kaum noch mein sicheres Nest um mir keine nassen Füße zu holen, um mich weder Blitz und Donner, noch dem scharfen Wind aus zu setzen, aber ab und an muss selbst ich meinen Kühlschrank füllen. So geschehen gestern.
Normalerweise habe ich die Geschehnisse in Frankfurt soweit ganz gut im Blick und an vieles gewohnt man sich einfach wenn man in einer Großstadt lebt. So auch an die immer wieder stattfindenden Demonstrationen. Meist gehe ich denen genauso aus dem Weg wie der völlig überfüllten Einkaufsmeile an Wochenenden. Ich mag es einfach nicht zu viele Menschen um mich herum zu haben, weswegen ich auch Volksfeste und Ähnliches meide.
Nun, normalerweise war ich schon Freitags alles erledigen und normalerweise vergesse ich auch nichts, weil ich ganz altmodisch mir immer einen Einkaufszettel schreibe.
Normalerweise gibt es auch Karlchens Hundefutter problemlos. Dieses mal nicht.
Normalerweise schwinge ich mich also auf mein Velo um Vergessenes möglichst schnell zu organisieren. So auch gestern. In Gedanken versunken, das schöne Wetter genießend radelte ich also ein paar Minuten beschwingt vor mich hin als mich jäh eine Ampel zum bremsen zwang. Brav, wie ich bin, wartete ich und hing weiter meinen Gedanken nach. Das tiefe Brummen hinter mir sowie das alltägliche Tatütata nahm ich nicht wirklich wahr. Den dunklen Schatten der sich gemeinsam mit einem fast greifbaren Gefühl der Beklemmung über mich legte, den nahm ich aber wahr. Ein panzerartiges Gefährt. Trotz der blauen Farbe unverkennbar bedrohlich stand auf einmal so nah. Schwarze Vans aus denen duzende, in schwarz gekleidete, Menschen sprangen. In militärischer Formation stampften schwarze Stiefel über den Asphalt. Gefangen in diesem unwirklichen Schauspiel verharrte ich zur Salzsäule erstarrt. Erst gestern beschrieb ich einen Endzeit Film mit martialisch anmutenden Protagonisten, heute war ich mittendrin. So surreal. Zeitversetzt zu dem was ich sah, was mein Gehirn schon wusste, dass dieses hier kein Film, keine Fantasie, sondern die Realität ist, kehrten auch meine Lebensgeister zurück. Mit ihnen der Reflex zur Flucht. Der Flucht nach Hause, in mein sicheres Nest. Begleitet von der Gewissheit, dass mich dieses bedrückende Gefühl lange begleiten wird, diese diffuse nicht greifbare Angst vor Unruhen. Die Sehnsucht nach einem sicheren Ort, nach einem normalem Leben.
Normalerweise wollte ich nie wieder auf dem Land leben, in der Einöde, fern ab jeglicher normaler Zivilisation in Form von Großstädten.
Normalerweise war es für mich nie eine Option.
Normalerweise …
Love, Stefanie
Ich wohne zwar nicht mehr in Köln aber auch hier außerhalb fühlt man sich oft unsicher! Ich fahre wie ein Roboter in meinem von innen verschlossenen Auto (ja ich drücke die Knöpfe bevor ich den Motor starte) zur Arbeit,trage im Gegensatz zu 80%der Mitarbeiter Maske und gehe nach Feierabend nur einkaufen wenn es wirklich nötig ist(1x die Woche reicht) und ab nach Hause! Wenn ich mich von innen gegen die Haustür lehne und das Schloss einschnappt werde ich ruhiger! Sicherheit! Ich bin fassungslos wieviele Menschen immer noch nicht den Ernst erkannt haben!
Oder sie sind in Panik und zitieren die Nachrichten/Politiker!
Irgendwie läuft in Deutschland gerade einiges aus dem Ruder…
Die einen schimpfen über Maskenträger die anderen über Einschränkungen oder über diese Coronaleugner…
Es macht mir einfach Angst weil man nicht mehr weiß was in Menschen vorgeht! Für mich ist Weihnachten so weit weg wie nichts anderes! Die ganze Stimmung…Keine Weihnachtsmärkte!
Alles online? Sorry aber das ist nichts für mich! Ich hab kein Problem mit den Einschränkungen aber ich hab das Gefühl es bessert sich nichts?! Die Zahlen steigen an und ich hab Angst vor allem und jedem! Davor das es immer mehr Menschen egal ist!
Ich mag nicht in die Stadt gehen! Nirgends hin! Ich vermisse Normalität und das wir wieder ohne Angst shoppen können!
Einfach nur ins Nagelstudio und anschließend im Café sitzen!
Ich bete das nächstes Jahr alles wieder normal wird! Den Abstand finde ich ok! Ich mag die Bussibussigesellschaft nicht besonders und komme gut ohne klar! Aber das was Du da erlebt hast ist ein Horror! 🙁
Ich wünsche uns allen das es solche Begegnungen nicht mehr gibt !
Drück Dich aus der Ferne Sweety :-*
Autor
Liebe Elke,
Nicht nur in Deutschland ist es unruhig geworden und nicht nur hier werden die Kluften immer größer. Wir können nur hoffen das die Gesellschaft wieder zusammenwächst anstelle sich weiter auseinander zu dividieren.
Liebe Grüße und drück Dich auch
Stefanie
Liebe Stefanie, selbst für mich als Leserin wird die Absurdität und Bedrohlichkeit Deiner geschilderten Situation spürbar. Es ist einfach grauenvoll, wie groß die gesellschaftliche Kluft mittlerweile ist und wie sprachlos wir uns gegenüberstehen. Mir persönlich ist das Verhalten der Coronaleugner und ihr sich gemeinmachen mit dem rechten Rand völlig unverständlich. Ich bin aber leider davon überzeugt, dass wir sie nicht mehr erreichen. Wäre es nicht das Virus, dann fände sich ein anderer Grund, sich „ zu empören“. Diese Entwicklung erschreckt mich zutiefst.
Herzliche Grüße und gib gut auf Dich acht
Gabriele
Autor
Liebe Gabriele,
auch mir fehlt es da an Verständnis und auch ich denke wer Gründe sucht wird sie finden. Die wenigsten sind noch zu erreichen.
Liebe Grüße
Stefanie
Liebe Stefanie,
auch hier in Wien, dieses Gefühl sich auf der Straße nicht sicher zu fühlen, zuerst die nicht Akzeptanz der Maßnahmen, das Auseinander Triften der Bevölkerung und dann der Anschlag und plötzlich befindest Du Dich mittendrin in einer Stadt, wo auf jeder Ecke bis auf die Zähne bewaffnete Polizisten stehen…
Ich habe beim Lesen Deines Beitrags gedacht ich bin in einem Horrorfilm…. Gänsehaut und Angst vor der Zukunft kommen da wieder hoch. Wir sind am liebsten zu Hause und jetzt sowieso bis 6.12.
Umärmelung Evelin
Autor
Liebe Evelin,
Ja, bei euch ist der Horror tatsächlich noch extremer. Das Gefühl der Beklemmung beim Anblick der Scharen von Polizisten, hier patrollers mittlerweile die Bundespolizei, kenne ich. Auch ich bleibe am liebsten zu Hause.
Fühl dich gedrückt
Stefanie