Fast Fashion und Konsumwahn

Genau vor einem Jahr schrieb ich hier auf meinem Blog über das Thema Fast Fashion, den Konsum Wahnsinn, der auch von Instagram gefördert wird, und meine Gedanken zu dem Ganzen.

Heute nach einem Jahr möchte ich nun einen Rückblick riskieren. Bin ich mir und meinen Vorsätzen treu geblieben? 

Der Rückblick:

Ich fange mal ganz am Anfang an und komme nochmals kurz auf das Thema Instagram zu sprechen. Nicht nur, dass sich in meinen Augen diese App mit der schönen Inspiration für Mode mittlerweile in eine Endlosschleife an Dauerwebung gewandelt hat, so haben insgesamt die Qualitätsansprüche der Nutzer wohl extremen Schaden genommen. Warum, darüber lässt sich streiten. Aber aktuelle Umfragen ergaben lieber ein „Normalo“ Bild als Kreativität und Qualität. Sprich die Quantität genoss hier einen wahren Siegeszug. Wurden einst nur Fotos in den Feeds gezeigt werden heute ganze Videos präsentiert um die allseits beliebten Likes zu kassieren. Zu den Storys, die in endlosen Frequenzen gezeigt werden gesellen sich nun IGTV von Heti und Pleti. Ich, die nicht mal einen Fernseher besitzt finde mich also vor unendlich vielen Filmchen stehen die ich a.) meist langweilig finde und b.) zeitlich überhaupt nicht alle betrachten kann. Für mich persönlich stellte sich also die Frage ob ich auf Instagram, einer App die sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, überhaupt noch aktiv sein möchte. Die Antwort hierauf lautet nein. Mich langweilt Instagram im grossen und ganzen nur noch und ausser bei ein paar riesen Accounts bleibt auch die Inspiration aus. Sicherlich ist es nett mit vereinzelten Personen weiterhin in Kontakt zum den, gerade wenn man sie persönlich kennt, aber die wirkliche Aktivität mit täglichen Posts ist für mich Vergangenheit. Also schreite ich zur Tat und lösche und lösche noch mehr. Follower, Accounts denen ich folge um diese App so zusammenschrumpfen zu lassen dass sie wieder Spass macht. Nicht nur der Verzicht auf Fast Fashion sondern auch auf Reality Tv a la Instagram hat durchaus etwas sinnvolles, wenn nicht sogar befreiendes. 

Jetzt aber zum eigentlichen Thema, durch oben erwähnte Maßnahme wurde mir bewusst wie sehr man unter Zugzwang war während der gesamten Insta Zeit. Man will Erwartungen erfüllen, seine eigenen, die der Anderen, das ewige „Abliefern“ müssen. Was die meisten von uns schon im Job haben, reagiert auf einmal nicht nur die Freizeit sondern auch den Geldbeutel. Mittlerweile weiss ich, dass ich mich damals anfing etwas zu verlieren. Ich bezeichne es heute so: gerade noch mal die Kurve bekommen.

Der Weg in die richtige Richtung

Nach einem Jahr kann ich behaupten das jeglicher Zweifel an meinen Schritten in Bezug auf Fast Fashion und Instagram völlig unbegründet waren. Ok, der ein oder andere findet mich heute nicht mehr so spannend, aber hey, wer mich anhand meiner Follower beurteilt ist eh auf dem Holzweg bei mir und solche „Freunde“ möchte ich auch gar nicht haben.

Hatte ich am Anfang auch ein bisschen bammeln etwas zu grosse Töne gespuckt zu haben indem ich sagte auf Fast Fashion zu verzichten, so waren dieses auch unbegründete Sorgen. Es fällt mir überhaupt nicht schwer mir nicht jedes Teil zu zu legen und was ich ironischerweise fest gestellt habe, mir gefällt nicht mehr was ich da in den Läden hängen sehe. Mich zieht es nicht mehr rein in diese Konsumtempel. Was ich begrüße verteufeln meine Freundinnen, denn ich bin beim shoppen bei Zara und Co. zum Dauerkritiker geworden. Vorwürfe wie „Was anderes kann ich mir nicht leisten“ lasse ich nicht mehr gelten denn meine Erfahrung aus dem letzten Jahr zeigt es mehr als deutlich. Nie habe ich weniger Geld für Kleider ausgegeben und nie habe ich so genau darüber nach gedacht ob ich das Kleidungsstück, die Schuhe oder Tasche wirklich brauche. 

Um beim lieben Geld zu bleiben 

Natürlich brauchte ich schon ein paar neue Teile dieses Jahr, nicht nur weil ich meinen Kleiderschrank stark reduzierte, mich von all dem trennte was ich nicht mochte und kaum getragen habe, sondern auch weil selbst ein qualitativ hochwertiges Kleidungsstück irgendwann mal ein Verfallsdatum hat oder einfach durch Dappigkeit, die Waschmaschine, oder oder oder den Weg in den Kleiderhimmel antritt.

Da ich einen teuren Geschmack habe sah ich mich nun vor der nächsten Herausforderung. 

Wie spare ich Geld, befriedige meinen Markenwahn und muss nicht nackt durch die Gegend laufen?

Abwegen und nicht blind kaufen lautet hier meine Devise. 

Nahm ich früher ein Teil einfach mal so auf die Schnelle mit, was soll´s auch, sind ja nur ein paar Euro paar zerquetschte, gehe ich heute nur noch gezielt auf die Suche nach genau dem Teil was ich wirklich brauche. War mir früher überhaupt nicht bewusst was ich so alles im Schrank habe und was ich brauche oder eben nicht, weiss ich das alles heute sehr genau. 

Nach meiner riesen Räumaktion erstellte ich mir eine Liste was denn nun fehlt und diese Liste wird immer mal erweitert wenn mir etwas besonders gut gefällt. Besonders praktisch hierbei haben sich die Wunschlisten mancher Online Shops erwiesen, denn obwohl ich jetzt  mit bedacht an diese Dinge heran gehe erwische ich mich immer noch dabei etwas auf den Wunschzettel zu setzen was ich nach zwei Wochen nicht mehr nachvollziehen kann. 

Prioritäten setzen

Was nicht nur im Berufsleben Alltag sein sollte ignorierte ich bis zum letzten Jahr erfolgreich bei meinem Klamotten Konsum. Also lernte ich auch hier Prioritäten zu setzen. Ich gebe zu es überraschte mich selbst wie leicht es mir gefallen ist auf überflüssiges zu verzichten oder es hinten an zu stellen. Dazu kam noch dass ich jetzt wirklich nicht einfach so etwas kaufen konnte sondern auf jedes Teil ein wenig sparen musste. Anstelle von drei Pullovern, zwei Hosen und einem Rock gibt es heute nur noch einen. Aber dieser eine macht mich dann so stolz dass die Befriedigung über dieses Besitztum deutlich langlebiger ist. 

Haben wollen macht erfinderisch 

Ich bin ehrlich, auch wenn ich wenig Attribute eines typischen „Mädchens“ habe so habe ich doch auch das „haben wollen Gen“ in mir. Wie vereinbare ich das nun mit meinem Vorsatz kein Fast Fashion mehr zu konsumieren, weniger Geld für Kleidung und Co. auszugeben, und trotzdem meine Listen ab zu arbeiten? 

Ich gehe neue Wege 

Ob ich mich nun selbst austrickse oder meinen Konsum eine ethisch moralische Plakette für vorbildliches Verhalten anpappe bleibt einmal dahin gestellt, aber eins ist sicher: noch nie war ich so kreativ in dem erfüllen meiner materiellen Wünsche. Und noch nie erforderte der Kauf eines heissbegehrten Stückes so viel Zeit. Ich wurde im vergangenem Jahr zur Meisterin der Recherche, des Feilschens und darüber hinaus entdeckte ich wie cool es ist nachhaltig zu shoppen. Was mir dabei in die Karten spielte ist mein eigener Stil und den Mut neue Wege zu beschreiten. Mein Unwille von gewissen Dingen Abschied zu nehmen, wie zum Beispiel der Traum von einem Chanel Jackett nur weil es das Shopping Budget sprengt, tat den Rest. Ja, ich kann stur sein! 

Quasi aus der Not geboren mir auch ja brav treu zu bleiben entdeckte ich etwas was ich bisher nie wirklich wahrgenommen habe. Second Hand Läden. Keine Ahnung warum ich diese Geschäfte irgendwie immer ignorierte. Wahrscheinlich weil ich unbedingt mit einer Designer Tüte durch die Gegend laufen wollte um zu zeigen schaut mal, ich war gerade bei Gucci, Chanel, Prada, etc shoppen, bin ich nicht toll? Ihr seht, ich nehme mich da gerne auch selbst ob solchem Blödsinn auf die Schippe. Wobei mir hier ein Satz einfällt den ich vor vielen Jahren mal von einem Mann gesagt bekam den ich sehr liebte und der weh tat: „Du willst nur die Tasche, die Schuhe von XY um dazu zu gehören“. Damals hatte er nicht ganz unrecht, tatsächlich wollte ich mich aufwerten durch den Besitz eines gewissen Markenteils, womit er unrecht hatte war das dazugehören wollen. Bis heute blieb dieser Teil der Zugehörigkeit unverändert. Lediglich meine Einstellung zu Luxusmode hat sich geändert. Nach wie vor liebe ich Designermode, aber ob ich sie nun trage oder nicht, sie ändert nichts an meiner Wertigkeit. Wo wir wieder bei Second Hand Läden wären. Meine Liebe zu Designer Mode wird wohl immer da sein, aber ich muss nicht jedem zeigen was ich gerade wo erworben habe. Gefällt mir das Teil, hat es einen fairen Preis, so darf es gerne in einer unscheinbaren Tüte den Weg zu mir nach Hause finden. 

Shopping als neues Erlebnis 

Ging es mir letztes Jahr hauptsächlich darum im materiellen Nachhaltigkeit etwas ausgeprägter zu leben, so stellte ich schnell fest dass die Nachhaltigkeit insgesamt in meinem Leben Einzug hielt. Durch das betreten neuer Terrains wie die erwähnten Second Hand Läden, in denen man wunderbar stöbern kann, in denen sich wahre Schätze verbergen, und in denen es immer ruhig und ohne Hektik zugeht, entdeckte ich auch meine Vorliebe für die Male bei Florenz. Ok, es gibt nur einen Laden den ich hier direkt ansteuere, aber genau dieser Laden sorgt jedes mal für Vorfreude und eisernes Sparen im Vorfeld um dort zuschlagen zu können. Meine kleine Kleider – und Schuhgröße spielt mir hier zugegebener Maßen definitiv in die Karten um mich beim Lieblingsdesigner eindecken zu können. Nicht immer bekomme ich tatsächlich das was auf meiner Liste steht aber bis jetzt bin ich immer glückselig herausgekommen und habe noch nicht einen Kauf dort bereut. 

Das vorher warten, ein Shoppingerlebnis mit einer Auszeit in der Toskana zu verbinden, dass alles lässt mich jedes Teil mit einer Erinnerung verbinden, mit einer schönen Erinnerung, einer schönen Vorfreude, nachhaltiger Freude, nicht nur über das Produkt.

Mein Resümee

Ich habe es geschafft, ich bin mir treu geblieben, habe gelernt das Warten können und nicht gleich haben müssen etwas zutiefst befriedigendes in sich trägt. Ich habe Kleidung immer wertgeschätzt und heute bin ich umso dankbarer, dass ich auch achtsam mit meiner Kleidung umgehe. Ich bin Stolz darauf meine Kleiderschrank dieser radikalen Detox Kur unterzogen zu haben und nichts mehr wahllos zu kaufen. Es ist einfach toll keine Schrankleichen zu besitzen und es macht unendlichen Spass bei der Auswahl eines neuen Teils erst einmal darüber nach zu denken wie es sich kombinieren lässt. Zugegeben ist dieser Part durch die Wahl meiner Farbwelten sehr einfach strukturiert. Fast alles geht mit allem. Dennoch mache ich mir mine Gedanken dazu. Genauso wie ich mir nach wie vor Gedanken mache was ich brauche und haben möchte und warum ich es möchte. So werden auch meine Wunschlisten nach wie vor fester Bestandteil bleiben. Es ist einfach schöner ein lang ersehntes Teil darauf streichen zu können weil man es ergattert hat als sich mit einem „Ersatz“ zufrieden zu geben. Das Stöbern, das Suchen, die Jagt, das endlich erlegen, das hat was ….

In diesem Sinne bleibt euch treu 

Love, Stefanie 

5 Kommentare

  1. Susan
    März 6, 2020 / 14:29

    Ein sehr schöner Blog Beitrag Hut ab, ich finde toll dass du dir immer treu bleibst.

  2. EvelinWakri
    März 6, 2020 / 23:46

    Bin begeistert, wie Du es durchziehst und wie schick und cool Du dabei aussiehst… Ich nehme Dich jetzt als Vorbild und finde es wird Zeit für Veränderung im Schrank.
    Herzliche Grüße Evelin

    • März 8, 2020 / 16:36

      Liebe Evelin, es freut mich immer wieder Dich inspirieren zu können und ich bin gespannt was mich erwartet
      Liebe Grüße
      Stefanie

  3. März 11, 2020 / 11:03

    Liebe Evelyn,
    Mode bewußt zu erleben ist eine tolle Eigenschaft.
    LG
    Alice

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