Alles Ansichtssache

Asche über mein Haupt, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Leider fehlte mir in den letzten zwei Monaten nicht nur die Zeit sondern auch einfach die Lust, mich mit dem auf meinem Blog relevante Themen auseinander zu setzen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass alles schon mal gesagt sei und ich mich in einer Dauerschleife wiederhole. So wie sich auch die Mode immer wieder Wiederholt. Quasi alles schon gesehen und gehört, nichts Neues aber wir predigen weiter. Vom aktuellen Trend bis hin zum inflationären Gebrauch der Worte Nachhaltigkeit und Minimalismus. Klar erzähle ich hier heute wieder nichts Neues wenn ich sage was ich davon halte. Ihr wisst, dass meiner Meinung nach die wenigsten die von Nachhaltigkeit sprechen, darauf wirklich in ihrem Alltag achten. Das gleiche gilt für all jene die sich als Minimalisten bezeichne. Aber wie die Überschrift schon bemerkt, alles Ansichtssache. 

Wieso komme ich überhaupt wieder auf diese Themen, die ich wirklich schon oft genug durchgekaut habe? Ist doch langweilig, oder? Nee, finde ich nicht, denn immer wieder Endecke ich neue Facetten dieser ganzen Thematik. Und für mich immer extremere Reaktionen auf das ganze Overloaded. Nicht nur bei mir stelle ich das fest, sondern auch bei anderen. 

Aber eine kleine Geschichte zu Beginn. 

Keine Ahnung was mich geritten hat, aber letzte Woche tat ich etwas was mir sonst kaum in den Sinn kommt. Ich hatte Lust auf einen Bummel. Bei Temperaturen über 30 Grad ging ich davon aus relativ relaxed durch in paar Läden schlendern zu können. Tatsächlich hatte ich sogar Lust mir mal das Sortiment einiger Läden anzusehen die sonst auf meiner Bannliste stehen. Gesagt getan und der Frust verscheuchte schnell die Lust. Was aber war passiert?

Ich betrat letzte Woche also nach sehr langer Abstinenz einen allseits beliebten spanischen Fast Fashion Laden. Ehrlich gesagt wollte ich direkt umdrehen angesichts der vielen Menschen die sich dort tummelten. Nein, sagte ich mir, jetzt sei nicht so, schau Dir das alles wenigstens mal an, vielleicht bekommst Du ein wenig Inspiration. Also quälte ich mich zwischen den sich drängenden Körpern hindurch mit einem Blick auf die ausgestellte Ware. Oder das was als Ware bezeichnet wird, oder als ausgestellt. Ich war wirklich schockiert von dem Chaos was dort herrschte. Klamotten auf dem Boden, halb auf dem Bügel, zu Bergen auf Tischen gestapelt und dazwischen hysterische Menschen die sich mit Bergen auf den Armen vor der Umkleide stritten, weil jeder nur sechs Teile mit rein nehmen darf. Um ehrlich zu sein, der Anblick dessen, wie achtlos hier mit Kleidung umgegangen wird, wie respektlos Menschen mit fremden Eigentum umgehen und wie wahllos gleichzeitig konsumiert wurde, lässt mich angeekelt fluchtartig den Store verlassen. Angewidert lasse ich das ganze Revue passieren und stelle fest: Mich macht das mittlerweile aggressiv. Werde ich jetzt doch zur Extremistin? Ist meine Abneigung gegen all diese Verschwendung und den blinden Konsum jetzt so weit fortgeschritten, dass ich mich all dem verwehre? 

Generell ist da sicherlich was dran, denn, das erwähnte ich auch schon des öfteren, ist es schon so bei mir, dass umso mehr ich sinnbefreiten Konsum sehe, umso mehr vergeht mir persönlich die Lust auf Konsum. Eigentlich ist das ja nichts schlechtes. Denn wenn ich daran denke, dass sich eine Freundin gerade bei einem Umzug bewusst wurde sie habe zu viel Kram (diese Erfahrung habe ich auch schon mal vor Jahren gemacht) und sich ein Jahr Shopping-Verbot auferlegte, muss ich mich nicht geisseln. Eine Natürliche Abwehrreaktion oder ein funktionierendes Immunsystem in unserer immer schnelleren Welt. Auf der anderen Seite aber, und das macht mich etwas traurig, sinkt definitiv einfach auch mein Interesse an Mode und allem was dazu gehört. Ich habe zwar noch den einen oder anderen Wunsch, aber das ist nichts was man mal so im vorbei gehen mit nimmt. Bzw. momentan gar nicht bekommt. Also, jetzt versteht mich bitte nicht falsch, es gibt schon Dinge in der Mode die mir außerordentlich gut gefallen, nur muss bzw. will ich sie nicht haben. Generell ist mein Haben-Gen völlig am verdorren und das Gefühl, dass selbst Ich noch viel zu viel habe beschleicht mich täglich. Das Bedürfnis weiter aus zu sortieren ist bei mir weit aus grösser als das Neues zu ergattern. 

Irgendwie entferne ich mich damit aber immer mehr von so manchen, gerade für Frauen, typischen Verhalten. Oder habe einfach an Dingen keinen Spass mehr die mir früher totale Freude bereitet haben. Zum Beispiel die Shopping Tour mit einer Freundin, mit anschliessendem Essen und einem guten Glas Wein. Ich weiss nicht mal mehr wann ich sowas das letzte mal gemacht habe. Wahrscheinlich weil auch meinen Shopping begeisterten Freunden meine skeptische Frage „Brauchst Du das wirklich“ auf die Nerven geht. Auch so manchem „mädchengemachten“ Problem begegne ich eher mit Unverständnis oder Pragmatismus. Fünf Tage Urlaub im Sommer mit Handgepäck. Was ist daran eine Herausforderung? Wieso braucht jemand für fünf Tage zehn paar Schuhe, sechs Handtaschen und zehn Outfits aus denen man lässig fünfzehn kombinieren könnte? Alleine die Tatsache, dass ich nicht mal sechs Handtaschen in einem ganzen Jahr brauche verstehe ich nicht welchem Druck sich da die ein oder andere aussetzt. Vielleicht sollte ich über „wie packe ich meinen Koffer“ mal einen Artikel schreiben? Der wäre sicherlich bei vielen von Euch für einen Lacher gut.

Love, Stefanie 

10 Kommentare

  1. Sabine
    August 20, 2022 / 15:05

    Hallo Stefanie,
    zunächst einmal bin ich sehr froh, dass du deine Lust wiederentdeckt hast. Und ich finde auch nicht, dass du irgendetwas in Dauerschleife wiederholst. Minimalismus und der ganze Konsumwahn sind nun einmal sehr komplexe Themen, über die man sehr oft und viel berichten kann …und auch sollte.
    Die von dir beschriebene Shoppingtour kann ich sehr gut nachempfinden. In solchen Stores finde ich grundsätzlich nichts, denn ich bin von der Fülle des Angebots einfach überfordert. Ich habe keine Lust, die Ständer zu durchwühlen und dann Stunden in dem Laden zu verbringen und die Kunden, die vollgepackt mit „Klamotten“ vor der Umkleide stehen und auf eine freie Kabine warten, nerven mich extrem. Anschließend tragen diese tütenweise die Brocken aus dem Laden, um sie dann wahrscheinlich einmal anzuziehen und um sie dann in irgendeinen absolut überfüllten Kleiderschrank zu stopfen, aus dem sie sie nach kurzer Zeit wieder aussortieren und in den Altkleidercontainer befördern. Nein danke, möchte ich nicht! Dann spare ich lieber und kaufe mir etwas Vernünftiges.

    Lieben Gruß und bitte gerne wieder mehr von dir
    Sabine

  2. Britta
    August 20, 2022 / 15:58

    Hallo Stefanie, freu mich über Deinen neuen Beitrag , und auch über dieses Thema!
    Ich Teile Deine Meinung komplett! Mich macht das alles auch aggressiv .

    Die Welt geht den Bach runter… Krieg, Feuer , tote Fische Flut, Sturm, Gletscher schmelzen…, kein Wasser mehr in den Flüssen, Trockenheit. Und auf Insta wird fleißig der neue Haul von Müll gezeigt…. was stimmt mit den Damen denn nicht?

    Andere Sache : hier in Spanien ist es bei dem „Spanier“ immer aufgeräumt, sogar wenn Sales sind! Dann huschen überall kleine Helferlein durch den Laden räumen und alles weg.

    Ich drück Dich ❤️

    Britta

    • April 16, 2023 / 14:43

      Vielleicht sollten sich die Betreiber hier in Deutschland eine Scheibe von euch in Spanien abschneiden… wäre sicherlich sinnvoll

  3. EvelinWakri
    August 20, 2022 / 16:05

    Liebe Stefanie,
    Ich bin schon lange soweit, betrete Fast Fashion Läden gar nicht mehr. 3 Lädchen die ich gerne besuche und da wird oft mal nur geschaut und geplaudert. Minimalistisch bin ich maximal bei den Farben im Schrank inzwischen.
    Es ist wirklich wie Du sagst, erschreckend wie Frauen mit Kleidung und Accessoires, die nicht ihnen gehören, umgehen. Sogar in High Fashion Läden, da macht kein Bummel mehr Spaß.
    Theoretisch kann ich den kleinsten Koffer für 10 Tage packen, doch doch leider die Praxis lässt zu wünschen übrig und da übertrumpft mich noch der Mann. Nächste Woche geht es wieder in die Hütte, ich werde Dir ein Foto schicken, ob ich es minimalistisch geschafft habe und was dann Deine Ansicht, darüber ist.

    Love Evelin

    • April 16, 2023 / 14:44

      Wertschätzung ist fast nur noch ein Wort und wird selten gelebt … leider

  4. Andrea
    August 20, 2022 / 21:04

    Hallo Stefanie,

    deine Erkenntnis „umso mehr ich sinnbefreiten Konsum sehe, umso mehr vergeht mir persönlich die Lust auf Konsum“ kann ich nur unterstreichen und bestens nachvollziehen. Ich habe kaum noch Lust auf shopping und erst recht nicht in den Geschäften aus dem niedrigen Preissegment. Es ist genauso, wie du es beschrieben hast. Auch mich widert es an.
    Minimalistisch bin ich auch nur, wie die liebe Evelin und du selbst, in meiner Farbauswahl.
    Viele lassen sich von Social Media und Modezeitschriften beeinflussen und glauben, alles kaufen zu müssen; was sie letztendlich auch tun. Ich frage mich, was mit den ganzen Klamotten passiert? Niemand postet etwas von Flohmärkten oder Verkaufsplattformen. Werden die Sachen in den Altkleider-Container gegeben, was halbwegs akzeptabel wäre, oder einfach in den Müll geworfen, weil sie ja so preiswert waren?
    Das Konsumverhalten mancher Menschen ist an Geschmacklosigkeit auch kaum zu überbieten. Da kauft sich Mutti mal schnell eine vermeintlich top-moderne Kombi für kleines Geld und hat dabei leider auch nur wenig Stilbewusstsein. Hauptsache, den schnelllebigen Pseudo-Trend mitmachen.

    Du bist meine Schwester im Geiste!

    Alles Liebe,
    Andrea

    • April 16, 2023 / 14:46

      Liebe Andrea,

      Schwester im Geiste trifft es tatsächlich sehr gut

      Liebe Grüße
      Stefanie

  5. Maike Pietschmann
    Januar 10, 2023 / 14:17

    Liebe Stefanie, ich bin erst heute auf diesen Beitrag gestoßen und jedes Wort könnte von mir kommen. Das überrascht mich, macht mich aber auch insofern zufrieden, dass ich nicht allein mit diesem „Problem“ bin. Bisher sah ich meine Kaufunlust darin begründet, dass ich vor ein paar Monaten in den Ruhestand gegangen bin. Der ehemaliger Bürojob hat dazu geführt, dass meine Schränke außerordentlich gut gefüllt waren/sind. Da ich mich mit dem Thema „Ausmisten“ sehr schwer tue, ist mein Nahziel, übersichtliche Schrankinhalte zu realisieren, schon eine Herausforderung. Deshalb vermeide ich auch Shoppingtouren weitestgehend, da ich zum Einen nichts benötige und zum Anderen das Angebot und, vor allem inzwischen auch bei den üblichen Verdächtigen, sich das Preis-Leistungs-Verhältnis gewaltig in einer Schieflage befindet. Den Spanier gibt es in meiner Heimatstadt nicht, aber den Schweden habe ich die letzten 2/3 mal fluchtartig verlassen.
    Lieber arbeite ich mich durch meinen Kleiderschrank, versuche neue Kombinationen und habe dabei (zum Glück) festgestellt, dass sich einige Kleidungsstücke nicht der veränderten Figur angepasst haben und von denen kann/habe und werde ich mich guten Gewissens trennen. Trotz allem werde ich nicht zu denen gehören, die angeblich unsichtbar sind.

    Alles Liebe , eine friedliche, gesunde und glückliche Zeit wünscht Dir
    Maike

    • April 16, 2023 / 14:39

      Liebe Maike,

      vielen lieben Dank für Deinen netten Kommentar, sorry, dass ich jetzt erst antworte.
      Es freut mich wenn ich Dir mit meinem Post aus der Seele spreche.

      Alles liebe
      Stefanie

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